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Glauben lassen - In Marokko und überall

  • Autorenbild: Nadine
    Nadine
  • 21. Juni
  • 2 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 22. Juni


Es gibt Themen, die schleichen sich ganz langsam ins Leben. Erst beobachtet man sie nur von außen – und irgendwann merkt man: Sie sitzen mit am Tisch. Der Glaube war für mich genau so ein Thema.


Als ich vor über 14 Jahren nach Marokko kam, war ich neugierig, offen, bereit für Neues. Und das Leben dort hat mich sofort in seinen Bann gezogen – Farben, Gerüche, Lächeln, Stimmen. Aber auch: der Glaube. Fünf Gebete am Tag, das Fasten im Ramadan, das große Opferfest – Religion ist dort nicht Privatsache. Sie ist überall.


Am Anfang war ich beeindruckt. Ich wollte verstehen, mitfühlen, dazugehören. Aber je länger ich dort lebte, desto mehr spürte ich: Für mich fühlt sich das alles zu groß an. Zu nah. Zu laut.

Das Schlachtfest zum Beispiel – das hat mich nie losgelassen. Die Tiere, der Geruch, das Blut auf den Straßen. Für viele ein bedeutungsvolles, schönes Fest. Für mich jedes Jahr ein Kloß im Hals.


Und auch sonst war da oft dieses Gefühl von Druck: Dass man mitmachen „muss“. Dass man sich erklären muss, wenn man etwas nicht teilt. Dass der Glaube manchmal eher wie ein gesellschaftliches Korsett wirkt als wie eine persönliche Entscheidung.


Glauben lassen

Und dann, nach vielen Jahren Marrakesch, kam der Umzug nach Österreich. Ich war irgendwie froh, mal durchzuatmen. Dachte, hier ist Religion leise, zurückhaltend, freiwillig.


Aber dann kam die Überraschung: Auch hier ist der Glaube da. Nur anders verpackt. In Familienritualen, in Feiertagen, in Vorstellungen davon, wie ein „gutes Leben“ auszusehen hat.

Und ich merkte: Es geht nicht um Islam oder Christentum. Es geht um den Menschen und das, was ihm Halt gibt.


Heute sehe ich das alles ganz anders. Ich habe aufgehört, mich zu ärgern. Ich will niemanden mehr überzeugen – weder von meiner Sicht noch von irgendeiner anderen. Ich glaube, dass Religion für viele Menschen Kraft bedeutet. Ruhe. Verbindung. Und das ist okay.

Ich wünsche mir nur, dass jeder selbst entscheiden darf, wie viel Glaube ins Leben passt – und dass wir lernen, einander dabei nicht zu bewerten.


Glauben ist okay. Nicht glauben auch.

Wichtig ist für mich: Respekt. Zuhören. Und dass wir aufhören, einander in Schubladen zu stecken. Einfach glauben lassen...


 
 
 

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